Wir leben nun schon länger mit COVID-19 als irgendjemand vorhersagen konnte. Ein Leben mit Einschränkungen, während man eine herausfordernde Work-Life-Balance managt und gleichzeitig versucht, widerstandsfähig zu bleiben. Über längere Zeit unter solchen Umständen zu leben, kann ziemlich schwierig sein und allmählich zu Angst, einer schwachen Arbeitsleistung, einem Mangel an Kreativität und letztendlich zu einem Burnout führen. Ungefähr73 % der Berufstätigen haben zugegeben, dass sie sich ausgebrannt fühlen; daher ist es an der Zeit, das Gesamtbild zu betrachten.
Warum Burnout?
Videoanrufe für die Arbeit, Videoanrufe, um Kontakte zu pflegen, Videoanrufe für die Arztkonsultation – es scheint, als würden wir alles, was wir vor Ausbruch von COVID-19 getan haben, nun per Videoanruf erledigen. Videoanrufe ermöglichen uns, mit Kollegen, Familienangehörigen und Freunden in Verbindung zu bleiben, und ohne sie wären wir verloren. Und dennoch... Wir können den Großteil des Tages damit verbringen, auf unsere Computerbildschirme oder mobilen Geräte zu starren, zwischen Video- und Audiokonferenzen hin- und herzuschalten sowie E-Mails, Sofortnachrichten und Textnachrichten zu beantworten. Dies wirkt sich jedoch negativ auf unsere Whole Health, d. h. unseren allgemeinen Gesundheitszustand, aus und lässt sowohl unseren Körper als auch unseren Geist ermüden.
Das Gefühl der Erschöpfung am Ende eines Arbeitstages nennt man in Zeiten von COVID-19 „Zoom-Erschöpfung“. Videoanrufe erfordern manchmal eine höhere Aufmerksamkeit und Konzentration als Face-to-Face-Meetings oder Audioanrufe. Häufig müssen wir mit Verbindungsproblemen, Verzögerungen und unerwünschten Soundeffekten zurechtkommen, während wir versuchen, Körpersprache und Gesichtsausdrücke zu interpretieren, und gleichzeitig dem Inhalt der Besprechung unsere volle Aufmerksamkeit widmen. Und dies kommt zusätzlich zu der Aufgabe, die Anforderungen unseres Arbeitspensums mit unserem Alltagsleben in Einklang zu bringen. Als Folge fühlen wir uns ausgelaugt und sind stärker erschöpft als üblich.
Laut der jüngsten Studie von Cigna sind die globalen Stresslevels alarmierend hoch: 86 % der Befragten berichteten, dass sie sich gestresst fühlen. Dieser Stress wird durch den Always-on-Modus, d. h. die ständige Verfügbarkeit, noch intensiviert – das häufige Abrufen von E-Mails und das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen, auch außerhalb der Geschäftszeiten und an den Wochenenden. Diese Unfähigkeit, vollkommen abzuschalten, ist für unsere psychische und physische Gesundheit äußerst schädlich, und sie kann sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer Anlass zur Sorge sein. Von den Menschen, die sich an der Cigna Umfrage beteiligt haben, berichtete ein erschreckend hoher Prozentsatz von 73 % der Befragten aus Europa, dass sie in einer „Always-on-Kultur“ arbeiten, was äußerst beunruhigend ist.
Lassen Sie einen Burnout nicht zu chronischem Stress werden
Frauen im Alter von 20 bis 35 Jahren und Frauen ab 55 Jahren sind am anfälligsten für einen Burnout. Dies könnte auf zahlreiche Faktoren zurückzuführen sein, darunter Probleme bei der Kindererziehung oder beim Homeschooling oder auch die Pflege von älteren Familienangehörigen, welche die Whole Health auf einzigartige Weise und in diesen Demografien noch stärker belastet als in anderen Regionen. Zudem berichteten drei Viertel der Berufstätigen in der Finanz- (75 %) und Technologiebranche (73 %) das höchste Ausmaß an Burnouts aller Berufsgruppen. Menschen, die einen Burnout erleiden, sind emotional, physisch und psychisch erschöpft. Ursache: übermäßiger, lang anhaltender Stress.
Arbeitgeber müssen erkennen, dass sich die Kultur des Wohlbefindens von „wäre schön“ zu einer größeren, strategischen Aufgabe gewandelt hat. Die Berücksichtigung der psychischen Gesundheit der Mitarbeiter ist ebenso bedeutend wie die Berücksichtigung ihrer physischen Gesundheit. Beide Aspekte sollten stets zusammen betrachtet werden, da beide die Whole Health eines Menschen ausmachen. Bei Mitarbeitern Anzeichen eines Burnouts oder von Stress festzustellen, kann schwieriger sein, wenn die Mitarbeiter außerhalb des Unternehmens, beispielsweise im Homeoffice, arbeiten. Daher ist es für Manager entscheidend, dass sie in der Lage sind, einige der üblichen Anzeichen eines Burnouts in ihrem Team zu erkennen, darunter:
- Fehlender Enthusiasmus für ihren Job – Mitarbeiter begeistern sich nicht länger für ihre Aufgabe und denken über ihre Position, ihre Arbeitsbedingungen und die Menschen, mit denen sie zusammenarbeiten, negativ und gehen nach und nach auf Distanz.
- Emotional ausgelaugt – Mitarbeiter fühlen sich müde, empfindsam und von den Anforderungen ihres Arbeitspensums erdrückt.
- Verlust der Produktivität – Mitarbeitern fehlt der Enthusiasmus und die Motivation für ihre Arbeit, und es mangelt ihnen an Kreativität.
- Physische Symptome – Ein Burnout kann sich in physischen Symptomen äußern, wie beispielsweise Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen.
Das Erkennen von Anzeichen eines Burnouts ist wichtig, um das Wohlbefinden der Mitarbeiter zu gewährleisten, für das Wohlbefinden des Arbeitgebers ist dies jedoch ebenso wichtig. Wenn Mitarbeiter unter Burnout oder erhöhten Stresslevels leiden, werden sie wahrscheinlich Situationen meiden, die den Stress noch steigern könnten, und sie werden sich langsam von ihrer Arbeit zurückziehen, was zu Präsentismus oder Absentismus führt. Über die Hälfte aller Fehltage in Europa resultieren aus berufsbedingtem Stress.
Ergreifenden Sie einen proaktiven, unternehmensweiten Ansatz, um einem Burnout bei Mitarbeitern entgegenzuwirken
Vergessen Sie nicht, dass COVID-19 alles um uns herum beeinflusst hat – unsere physische und psychische Gesundheit, unsere Familie, unsere Freunde, unsere Finanzen und unsere häusliche Umgebung. All diese Aspekte sind eng miteinander verbunden. Bekommt ein Mitarbeiter Schwierigkeiten in einem dieser Bereiche, wirkt sich dies unmittelbar auf seinen allgemeinen Gesundheitszustand (Whole Health) aus.
Es ist die Aufgabe der Arbeitgeber, sich um ihre Mitarbeiter zu sorgen. Leidet ein Mitarbeiter unter einem Burnout, muss der Arbeitgeber einen Schritt zurücktreten und den Arbeitnehmer nach der Ursache fragen. Kommen die Manager regelmäßig auf persönlicher Ebene mit ihrem Team zusammen? Sind die Ressourcen innerhalb des Teams zu dünn gesät? Ist das Arbeitspensum unrealistisch? Bieten Manager ausreichend Unterstützung, Führung und Klarheit an?
Es kann für Manager schwieriger sein, Anzeichen eines Burnouts zu erkennen, während wir im Homeoffice arbeiten. Dennoch ist eine proaktive Einstellung des Arbeitsgeber für Erkenntnis und Bekämpfung vom Burnouts bei Mitarbeitern– beispielsweise über praktische Ratschläge und stets verfügbare Mitarbeiterangebote rund um das Thema Wohlbefinden – von essenzieller Bedeutung.
Ein guter Ausgangspunkt ist die Überprüfung der den Mitarbeitern gestellten Anforderungen und Verantwortlichkeiten. Möglicherweise fühlen sich Mitarbeiter dazu verpflichtet, noch nach Geschäftsschluss oder an Wochenenden zu arbeiten, weil dies im Unternehmen als üblich betrachtet wird. Werten Sie die Verhaltensweisen der Führungskräfte aus – ermutigen sie ihre Mitarbeiter, kurze Pausen einzulegen, die Mittagspause einzuhalten und am Abend ihre Arbeit zu einer angemessenen Zeit zu beenden? Eine Änderung der Arbeitsplatzkultur muss an der Spitze der Führungsstruktur beginnen, und die Führungskräfte müssen das, was sie propagieren, auch umsetzen.
Nehmen Sie als Nächstes die Ihren Mitarbeitern verfügbare Unterstützung ihrer psychischen Gesundheit unter die Lupe. Die Unterstützung durch den direkten Vorgesetzten kann auf so einfache Weise erfolgen, wie eine Verfügbarkeit für regelmäßige Check-Ins, um ein Gefühl für das Arbeitspensum seines Teams zu bekommen, für dessen Prioritäten und die allgemeine Stimmungslage im Team; gleichzeitig besteht so die Möglichkeit, Anzeichen von Burnouts so früh wie möglich zu erkennen. Arbeitgebern wird empfohlen, dass sie ihre Mitarbeiterangebote zur Steigerung des Wohlbefindens, wie externe Mitarbeiterberatung (EAP), Wellness Apps oder das Online-Programm für kognitive Verhaltenstherapie, überprüfen. Es sollten Ersthelfer für die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz eingestellt werden, die darin geschult sind, Mitarbeiter mit potenziellen psychischen Gesundheitsproblem oder einer Krise in ihrem Arbeitsumfeld zu erkennen und zu unterstützen, indem sie ihnen geeignete Mitarbeiter- und kommunale Ressourcen zugänglich machen.
Von der Fähigkeit, Burnouts bei Mitarbeitern zu erkennen, diese anzusprechen und zu beheben, profitieren nicht nur die betroffenen Mitarbeiter. Langfristig zahlt sich dies auch für die Arbeitgeber aus. Durch Beachtung der Whole Health ihrer Mitarbeiter packen Arbeitgeber das Problem eines Burnouts an der Wurzel. Arbeitgeber müssen anerkennen, dass das Leben ihrer Mitarbeiter vielschichtig ist, pulsierend, und einem sich ständing verändert, und dass deren allgemeine Gesundheit und deren Wohlbefinden ebenso vielschichtig sind.